Personal entwickeln: Wie geht das?
Impuls 1:
Das Lernen ist eine menschliche Praxis, in deren Vollzug wir nachhaltig Möglichkeiten für uns gewinnen. Lernen ist Aneignung von Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten sind Gestaltungen unserer konkreten Wirklichkeit, unseres sozialen Miteinanders und des Bildes, das wir von uns haben. Durch Lernen verändert sich unsere Wirklichkeit. Wir lernen, indem wir die Dinge anders sehen.
Das Lernen hat darin stets einen negativen Charakter, weil ein Bedeutungshorizont scheitert. Daher ist Lernen immer mit einem Sich-Fremdwerden verbunden. Wir lernen um, wir verlernen etwas, an dessen Stelle Neues entsteht, neue Möglichkeiten, neue Wirklichkeiten. Dafür müssen wir Altes, Selbstverständliches und Liebegewonnenes verlassen. (1)
Impuls 2:
Der Mensch ist ein autopoietisches System. Das Ziel des Systems ist, seine Existenz aufrechtzuerhalten. Negative Zustände, in denen sich das System befindet, werden vom diesem zu verändern versucht. Der Wunsch der Veränderung stammt dabei alleine aus dem System selbst. Veränderungen an sich sind durch die Struktur des Systems determiniert.
Die Umwelt kann Veränderungen des Systems nur durch Störungen/Irritationen auslösen, sie aber nicht direkt beeinflussen, da es immer noch der interne Prozess des Systems ist, der entscheidet, wie mit diesen Störungen umgegangen wird. (2)
Mögliche Einsichten:
- Der Ursache einer möglichen Entwicklung ist Irritation.
- Das Scheitern eines Bedeutungshorizont und das Sich-Fremdwerden bedeutet, dass der Mensch mit dem Schritt aus seiner Komfortzone konfrontiert wird. Im schlechtesten Falle geht sein System in den Widerstand.
- Der Umgang mit Sich-Fremdwerden und Irritation braucht Prozesszeit zum Nachdenken und -spüren.
- Der, der Personal entwickelt, sollte wissen wie Mensch, Irritation, Widerstand und Neugier geht.
(1) Forschung & Lehre; Lebenslanges Lernen; Gedanken über ein komplexes anthropologisches Problem; Andreas Dörpinghaus; Ausgabe 8/17
(2) Sozialmagazin, Heft 12 /2010, Juventa Verlag, Gerd Stüwe, Autopoiesis. Lernen im lebenden System Mensch – Hinweise aus Konstruktivismus und Neurowissenschaften