Digitalisierung • Ressourcen • Klimaschutz
Von Laura Tierling
Der Prozess der Digitalisierung wird häufig als Lösung für (fast) alle gegenwärtigen und zukünftigen Probleme gefeiert, insbesondere im Hinblick auf die Bekämpfung des Klimawandels wird der Entwicklung neuer Technologien eine Schlüsselrolle zugewiesen. Doch die Digitalisierung hat auch Schattenseiten.
Was hält den Motor der Digitalisierung am Laufen?
Die Digitalisierung verbraucht in erster Linie Elektrizität, die zur Speicherung, Verarbeitung und zum Versand der rasant wachsenden Datenmenge benötigt wird. Hierfür müssen Unmengen an Servern und Rechenzentren unterhalten werden, die jede Menge Strom verbrauchen. Die Tendenz ist steigend: Laut einer Studie von cisco, einem US-amerikanischen IT-Konzern, wird sich der weltweite Datenverkehr bis 2022 im Vergleich zu 2017 mehr als verdreifachen; ein wichtiges Element stellt in diesem Zusammenhang etwa die wachsende Nutzung von Streamdingdiensten dar (siehe hierzu die Studie vom Pariser Thinktank The Shift Project).
Was verspricht der Effizienzgewinn durch neue Technologien?
Neue Technologien bedeuten häufig ein Mehr an Effizienz. Entgegen der Erwartungen führt dies aber nicht zu einem geringeren Ressourcenverbrauch, sondern zu einem höheren. Für dieses als Rebound-Effekt bekannte Phänomen lassen sich unendlich viele Beispiele finden: So sind etwa moderne Fernseher pro Quadratzentimeter Bildschirmfläche energieeffizienter, aber die Bildschirme sind wesentlich größer als früher. Für den Stromverbrauch bedeutet das unter dem Strich also, dass der Effizienzgewinn nicht in einem Weniger resultiert, sondern im Gegenteil in einem Mehr.
(Digitaler) Fortschritt als Heilsbringer?
Der Rebound-Effekt, der Trend wachsender Datenmengen und der damit stetig ansteigende Energieverbrauch hat zur Folge, dass die Digitalisierung nicht klimaschonend oder -neutral sein kann, solange die Stromerzeugung nicht aus nachhaltigen Quellen erfolgt. Hier steht uns also noch ein langer Weg bevor.
Darüber hinaus könnte es lohnenswert sein, ein mehr oder weniger klar artikuliertes Versprechen der Digitalisierung zu hinterfragen: Stellen neue Technologien wirklich die Lösung zum Erhalt unserer Erde dar, unter Beibehaltung und sogar Weiterentwicklung unseres aktuellen Lebensstils? Oder sind zusätzlich Veränderungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nötig, um diesen Planeten lebenswert zu halten?
Hier geht‘s zur Studie von cisco: https://www.cisco.com/c/en/us/solutions/collateral/service-provider/visual-networking-index-vni/white-paper-c11-741490.html
Hier geht‘s zur Studie von The Shift Project: https://theshiftproject.org/wp-content/uploads/2019/07/Excutive-Summary_EN_The-unsustainable-use-of-online-video.pdf