Menschen gewinnen

Cord Oliver MolthanFührung, Haltung

Ich war neulich bei einem Vortrag: Wie gewinne ich Menschen? Ein TV-Psychologe und Bestseller Autor hat den Abend gestaltet. Er hat ungefähr eine Stunde geredet und so versucht, die Zuhörerschaft, die aus weiblichen und männlichen Menschen unterschiedlichen Alters bestand, zu gewinnen. Er sprach sehr eindringlich und untermalte die unbedingten Fähigkeiten, die man als Menschen mitbringen muss, um andere Menschen zu gewinnen, mit dem Wort müssen. Dieses Wort hörte ich sehr oft und fühlte mich ein wenig bedrängt.

Eine zweite starke Botschaft war, dass ein Mensch, der Menschen gewinne möchte, Fragen stellen und zuhören soll. Und dieses Zuhören soll aus wahrem Interesse passieren, sagt der TV-Psychologe und Bestseller Autor, während er circa sechzig Minuten einen in sich geschlossenen und nicht auf Interaktion ausgelegten Vortrag abspulte. Fragen waren nicht erwünscht.

Und er sagte, dass man sich um sich kümmern müsse, da man nur als gesunder Mensch Kraft für andere Menschen habe. Gleichzeitig verdeutlichte er uns seine Popularität, indem er uns mitteilte, dass er circa zweihundert Tage im Jahr unterwegs sei. Die Frage, wie er für sich sorge, bei all den Reisen, wurde nicht zugelassen.

Und so ging es fröhlich weiter: der Humor war – aus meiner Sicht – chauvinistisch; die Struktur des Vortrags nicht zu erkennen und es wurden sogar Empfehlungen für den Internetauftritt ausgesprochen. Der Redner bot einen bunten Strauß an Allgemeinplätzen und schalem Humor, der bereits nach fünf Minuten zu welken begann. Und all dies mit einem gewinnenden Lächeln.

Und die Moral von der Geschicht’: Menschen gewinnen, konnt’ er nicht.